Die Aristokraten

von Sasha Salzmann

Staatstheater Hannover

 

Premiere Oktober 2016


In einer vom Krieg zerstörten Stadt flüchten sich eine junge Frau und ein junger Mann in eine verlassene Penthousewohnung. Die Umstände haben auch die beiden zu Feinden gemacht. Vor langer Zeit ist Sascha von Schuras Familie aufgenommen worden. Und Schura hat sich durch den Kriegsschauplatz gekämpft, um sie zu finden. Nun erscheint er, dreckig und mit einem Fisch als einzigem Besitz, bei Sascha, die Champagner im Kühlschrank stehen hat. Draußen will Schura jemanden getötet haben, mit dem beide eine gewaltsame Vergangenheit verbindet. Doch begraben ist der Tote noch lange nicht. Erst recht nicht für Sascha. Es beginnt ein Kampf gegen den Verlust von Zivilisation: Teilt man sein Essen, begräbt man die Toten? Weitermachen oder von vorn anfangen? Es scheint ein Spiel ohne Ausweg zu sein, und die beiden spielen es mit vollem Einsatz.

 

"es wird viel geschrieen. Ein wenig mit Wasser gespritzt. Mit einem Baseballschläger umhergeschlagen. Mit Mirkrokabeln gefesselt. Die vierte Wand wird durchbrochen, Tabus auch. Erzählungen von Sex, Prostituion, Tod, stinkenden Körpers. Eine Vergewaltigung findet fast statt. Es wird sich verortet, in einer Beziehung, in einer Gesellschaft, in einem Krieg, in einem Leben, nichts steht für sich, alles ist vernetzt und muss reflektiert werden"

die deutsche bühne, Jan Fischer, 21.10.2016

 

 

"Regisseurin Paulina Neukampf lässt vieles in der Schwebe, konkretisiert nichts, vereinfacht nichts. Einmal gibt es ein schönes Verwandlungsspiel: Schura nimmt Sascha die Perücke vom Kopf. Sie ist mit vielen Haarnadel befestigt. Er schleudert sie auf den Boden und es wirkt, als fielen Bomben. Merkwürdig.

Stark ist auch, wie Carolin Haupt, die forsch und fremd wirkt, an die Grenze der Sprache kommt. Nachdem sie den Witz von den Aristokraten erzählt hat, lacht sie die ganze Skala des Lachens auf und ab: kichernd, gniggernd, prustend, aber immer falsch, nie von Herzen. Und einmal weint sie so lange, bis vom Weinen nur noch ein langes, nicht enden wollendes Wimmern übrig bleibt. So ist das. 's ist Krieg.

Und wie bringt man den auf der Bühne? Vielleicht so: Man hält sich das Mikrofon dicht an die Lippen und beatboxt den Lärm der heutigen Schlacht. Es ist ganz leicht."

 

Mit Carolin Haupt, Sebastian Weiss

Bühne Julia Berndt

Kostüme Lena Schön / Helen Stein

Musik Sarah De Castro

Dramaturgie Kerstin Behrens

© Schauspielhaus Hannover